Ein mächtiges Tool für alle

TREND Nachhaltigkeit

Mit dem Holistic Building Program (HBP) hat die BIG ein Online-Tool entwickelt, das es erstmals möglich macht, allen Beteiligten von Anfang an verschiedene Auswirkungen in der Projektentwicklung aufzuzeigen. Das ganzheitliche Planungstool ist ein Booster für die Nachhaltigkeit.

Gar nicht so leicht zu beschreiben, was die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) hier entwickelt hat. Vorweg: Es ist ganz dem Unternehmensnamen gerecht – groß! Das Holistic Building Program (HBP) ist ein für alle offenes Online-Tool, es ist Beratungsinstrument und Leit­faden, gleichzeitig aber auch als Prozess für bedarfs­gerechtes, wirtschaftliches, ressourcenschonendes, ökologisches und sozio­kulturelles Bauen zu verstehen. Okay, das ist noch immer abstrakt, aber beginnen wir mit dem Gebäude­nutzer, etwa einem Kunden der BIG. Braucht er neue Räume, leitet ihn das Holistic ­Building Program praktisch durch die Planung und holt ihn dabei schon am Anfang ab. Wie viel Fläche ist gewünscht, wie viele Räume braucht es, wie ­flexibel soll das Raumkonzept sein, worauf wird besonderer Wert gelegt, welche ­Materialien sollen zum Einsatz kommen, welchen Stellenwert hat das Thema Energie­effizienz …

Wenig Aufwand, großer Hebel

Viele Fragen, die helfen, das Projekt zu definieren und die Optionen aufzuzeigen, wo man das Projekt nachhaltig machen kann und wo gespart werden kann. Das HBP unterstützt also quasi als Leit­faden und bietet Maßnahmen an, die mit geringem Aufwand einen großen Hebel in Bezug auf ressourcenschonendes Bauen und nachhaltigen Betrieb haben. Die BIG selbst verwendet es, um ihren seit 1. ­Jänner 2020 selbst auferlegten Nachhaltigkeitsmindeststandard für alle Neu­bauten und Generalsanierungen zu erreichen. Er liegt deutlich über den gesetzlichen Anforderungen, besteht aus 43 Kriterien und entspricht mindestens satten 750 Punkten bei klimaaktiv.

Das Justizgebäude Salzburg wurde 2019 mit dem Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die historische Bausubstanz wurde nachhaltig revitalisiert und im Innenhof mit moderner Architektur ergänzt.

Optionale Themenpakete

Acht Bereiche, sogenannte Pakete, bietet das HBP an. Das erste ist ein Muss, es beinhaltet die beschriebenen Mindest­standards. Danach kann man sich in ­sieben optionalen Themenpaketen ver­tiefen: Lebenszyklusplanung, Energie­effizienz, ökologisches Gebäude, Barriere­freiheit und Orientierung, Komfort­steigerung, technische Betriebsführung, ­Zertifizierung. Ein Folder (auch unter https://hbp.big.at downloadbar) zeigt wunder­bar übersichtlich die ­einzelnen in den Themen­welten beinhalteten Kriterien und Maßnahmen und vor ­allem deren Aus­wirkungen und Vorteile. Wer schon mehr Details seines eigenen Projekts weiß, geht gleich direkt ins Online-Tool und gibt nach und nach seine Infos ein, sieht live, wie seine Punkte­anzahl wächst, und wird noch auf einige Ideen stoßen, die er selbst vielleicht nicht so integriert hätte, die aber den Betrieb erleichtern.

Das vormalig durch das Bundesministerium für Finanzen genutzte Gebäude in der Vorderen Zollamtsstraße 7 wurde für die Angewandte adaptiert und der Schwanzer-Trakt des Hauptgebäudes am Stubenring umfassend generalsaniert – dabei wurde nicht nur ein nachhaltiges Ergebnis geschaffen, sondern auch besonders clever vorgegangen, indem man sich des Modulbaus bediente.

Demoversion für alle

Und genau darum geht es. „Der Fokus der Bundesimmobiliengesellschaft liegt nicht nur auf dem Erstinvestment einer Immobilie, sondern vor allem auch auf der Optimierung der langfristigen Betriebskosten“, so BIG-Geschäfts­führer Hans-Peter Weiss. Immerhin kann der Gebäudebetrieb bis zum Fünffachen der Investitionskosten betragen. Daher kommt der Lebenszyklusbetrachtung ein so hoher Stellenwert zu. Es geht um die Frage: Was kostet mich das Gebäude über die Jahre insgesamt (Investition + Nutzungskosten)? Das kann man in monetärer und ökologischer Dimension fragen. Ein geringerer Energieverbrauch trägt etwa dazu bei, dass die Verbrauchskosten sinken, bei gleichzeitig hohem Komfort. Mit dem Tool sensibilisiert die BIG ihre eigenen Mitarbeiter genauso wie alle anderen – jeder kann es nutzen. „Für unsere Projektmanager und in weiterer Folge für unsere Kunden ist das Holistic Building Program eine Unterstützung, um bereits in Planung und Bau alle wesentlichen Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen zu können. Denn nur durch möglichst frühzeitige Berücksichtigung dieser Kriterien können Immobilien nachhaltig optimiert werden. Das Programm steht über die Website hbp.big.at aktuell in einer Demoversion jedem zur Verfügung, der ein Gebäude nach nachhaltigen Kriterien planen ­möchte“, so Hans-Peter Weiss. 

Weitere Massnahmen
Das Holistic Building Program ist nur ein Schritt in der umfassenden Strategie der BIG, nachhaltig zu sein. Der Aufwand ist beachtlich – und für die gesamte Branche vorbildlich. So hat etwa eine Analyse der größeren Sanierungsprojekte der letzten Jahre gezeigt, dass durch gezielte Maßnahmen wie thermische Sanierung oder Erneuerung der Anlagentechnik durchschnittlich 48 Prozent der Energie eingespart werden konnten. Weitere geplante Maßnahmen sind: Bis 2023 sollen rund 20 ha der Dachflächen der BIG-Gebäude mit PV-Anlagen ausgestattet werden, das entspricht einem jährlichen Einsparungspotenzial von rund 16.000 t CO2. Auf den Dächern der BIG-Gebäude sollen zudem die Grünflächen bis 2025 verdoppelt werden (im Vergleich zu 2018). Ab 2020 soll auch die Umsetzung von Versickerung statt Versiegelung gefördert werden. Die kann etwa bei Freiflächen wie Parkplätzen besonders effizient umgesetzt werden. Diese Maßnahmen führen alle auch zu einer Verbesserung des Mikroklimas, zur Vermeidung von Hitzeinseln, einem optimierten Wasserhaushalt, der Förderung der Biodiversität sowie einer besseren Luftqualität. Stichwort Re-Use: Schon jetzt wird bei einzelnen Projekten (wie bspw. MedUni Campus Mariannengasse) das enorme Re-Use-Potenzial genutzt, indem Häuserblocks mit Fokus auf Wiederverwendung vor Projektumsetzung rückgebaut werden. Schließlich setzt die BIG auch bei der Mobilität an: Als Vorreitermodell kann die Initiative Wohnen mit E-Carsharing der ARE Development gezählt werden, die auch durch den VCÖ und klimaaktiv mobil gewürdigt wurde. Bei ausgesuchten Wohnungseigentumsobjekten wird den Bewohnern für vier Jahre gratis ein E-Car inklusive Parkplatz mit der Option der Übernahme zur Verfügung gestellt.