Blasensprung

TREND PropTech

Man sollte nicht nach Immobilien fragen, sondern die PropTech-Szene unter die Lupe nehmen, wenn man eine Blasengefahr finden möchte.

Ein Kommentar von Heimo Rollett, Chefredakteur der IMMOBILIENWIRTSCHAFT

Warum es zumindest in Österreich keine große Diskussion über eine Immobilienblase bei Wohnungen geben muss, ist rasch erklärt: Die Fremdverschuldung ist relativ gering, und ganz anders als in Märkten wie den USA, wo die Wurzeln der großen Wirtschaftskrise 2008 liegen, ruft hierzulande keine Bank aufgrund einer Wertsteigerung einer Immobilie an und verkauft einem deshalb einen neuen Kredit. Keine Frage, die Preise für Immobilien sind bei uns in den letzten Jahren gestiegen, in manchen Lagen unheimlich. In anderen weniger. Das alleine ist aber noch keine Blase. Es ist der Markt.

Einsicht oder blanke Panik?

Ganz anders kann man die aktuelle Entwicklung bei technologischen Innovationen im Bau- und Immobilienbereich sehen. Lange Zeit galt die Branche als träge und konservativ. Plötzlich laufen klassische Hausverwalter, Bauträger und Investoren wie von der Tarantel gestochen der PropTech-Szene die Tür ein. ­Warum? Haben sie wirklich erkannt, dass ihr Geschäftsmodell nicht für die Ewigkeit gemacht ist? Wollen sie sich echt neu erfinden? Oder ist es die blanke Panik, etwas zu verpassen, die die großen Player sogar dazu veranlasst, schnell, schnell ein paar Hunderttausend oder auch Millionen in Start-ups zu stecken? In der PropTech-Szene herrscht jedenfalls Aufregung. Der Gründermythos ist ohnehin schon mit unfassbar viel Fantasie aufgeladen, Fernsehshows machen glauben, dass man mit einer guten Idee bei ein paar Mehr-oder-­weniger-Experten schnell mal Kapital abholen kann, und dann ist alles geritzt. Die entwickelten Lösungen sind mal genial, mal fragwürdig. Das hat das Beispiel Zoom­square gezeigt, das vor vier Jahren mit Mords-Selbstvertrauen und medialem Trommelwirbel daherkam und die Immobiliensuche revolutionieren wollte. Mittels geheimer Algorithmen wollten sie aus bestehenden Immobilieninseraten die Objektadresse herausfinden und so eine geografische Suche in Österreich ermöglichen. Das hatten zum Einstiegszeitraum auch schon andere probiert (zum Beispiel wohnnet und immobilien.net) und sind gescheitert (es fehlen schlichtweg die Adressangaben, von denen die Makler glauben, sie bis zum Anruf möglicher Interessenten geheim halten zu müssen).

Promi-Investoren – na und?

Vielleicht gab es wirklich geheime Algorithmen. Jedenfalls müssen jene, die gerne zu „Starinvestoren“ hochstilisiert werden, mehr gewusst haben. Oder sollten. Hermann Hauser, Alexey Maltsev, Willhaben-­Gründer Wolfgang Bretschko, Geizhals-Gründer ­Marinos Yannikos und die Funke-Gruppe – sie alle stiegen bei Zoomsquare ein. Sogar öffentliche Fördergelder wurden für die nicht neue und nicht umsetzbare Idee ausgegeben. Im Mai dieses Jahres musste Zoomsquare Insolvenz anmelden. Dabei war das ursprüngliche Geschäftsmodell später sogar mehrfach umgekrempelt worden, mal wollte man mit Affiliate-Programmen Geld verdienen, mal mit Facebook-Marketing. Der vielversprechenden Konzentration auf die Vermarktung von Bauträgerwohnungen wurde schließlich gar nicht mehr genug Zeit gegeben. Die Masse wurde verwaltet, ein Käufer gefunden.

Das Beispiel zeigt: Nicht die Immobilien sind in einer Bewertungskrise, sondern der PropTech-Markt spielt verrückt. ­Fantastische ­Prognosezahlen, nicht fertig gedachte Produkt­ideen – am Ende müssen auch für Start-ups bodenständige wirtschaftliche Kennzahlen wie Umsatz, Kosten und Gewinn gelten. Die Fantasie kann nicht alles aushebeln. Tut sie es doch, wird Hoffnung statt Vernunft zum Investmentkriterium, entsteht eine Blase, die wie die New Economy platzen wird. Dann werden wieder alle überrascht sein.