Halle-luja!

Her mit den verbrauchten Industriehallen, alten Gewerbehöfen und den Megaflächen! Moderne Konzepte brauchen Raum, um bunte Nutzungsideen zu verwirklichen.

PANZERHALLE

Es ist nicht das netteste Viertel der Stadt, das Gewerbegebiet am Rande Salzburgs zwischen Flughafen und Autobahn. Hier, wo die Struberkaserne stand. Der Gusswerk-Betreiber Marco Sillaber erwarb die Panzerhalle – was dort früher passierte, lässt der Name vermuten, Militärfahrzeuge wurden repariert und gewartet. Und heute: Sillaber kreierte gemeinsam mit seinem Partner Johann Kainz ein Konzept gemäß dem Motto „Geht nicht, gibt’s“ nicht und was 2017 in der Halle stattfindet, sucht österreichweit seinesgleichen. Ein vibrierender Nutzungsmix sorgt für hippes, urbanes Feeling, das man dem morbiden Salzburg nicht zugetraut hätte. Hier kann man in Lofts wohnen, Büros betreiben, sich ins Coworking einmieten oder Veranstaltungen feiern. Eine Beauty & Style Zone gibt es genauso wie einen Designermarkt, Fitness, junge, innovative Restaurants und in der Markthalle reihen sich Delikatessenläden an Streetfood-Standln und Bars. Max Aichinger, mehrfach ausgezeichneter Spitzenkoch, ist in einem Lokal in der Panzerhalle am Werk, das mit seinem originellen Namen Rätsel aufgibt. „Wer ist Stratmann?“ nennt sich das Restaurant. Antworten darauf gibt es nicht wirklich. Fest steht, dass sich zahlreiche Leute an den Backsteinwänden der Panzerhalle mit Kritzeleien verewigten, Erika und Herbert genauso wie Jimmy oder eben ein gewisser Stratmann. Vermietungsprobleme gibt es keine. Bis auf die extra-exquisite Wohnung seien die 20.000 Quadratmeter alle vermietet, so der Betreiber, der 35 Millionen Euro in das Projekt investierte. www.panzerhalle.at

Wo früher Militärfahrzeuge repariert und gewartet wurden, werden heute unter anderem Haare geschnitten.


PARIS’ UNTERWELT

Verdichtung mal anders: oben ein Park, unten ein Einkaufszentrum – warum nicht? Beim Pariser Projekt „Forum des Halles“ wurde das bestehende Center auf 66.000 Quadratmeter vergrößert und großteils unter die Oberfläche gelegt. Somit wurde im Herzen Paris’ Grünraum geschaffen und das bestehende Shoppingcenter völlig erneuert. Es ist mit einem der größten Regionalbahnhöfe weltweit verbunden, beherbergt natürlich Restaurants, aber auch eine Sporthalle, ein olympisches Schwimmbecken, ein Kino, eine Bücherei, ein Museum, ein Zentrum für Hip-Hop und ein Konservatorium.

Neben dem Park ist das gewaltige Glasdach des Centers namens „La Canopée“ gut sichtbar, von hier führen die Stufen hinab in die neue Unterwelt.


HER MIT DER KOHLE!

Manch neue Retail-Formate passen nicht in die klassischen Läden in der Einkaufspassage. Das Konzept von Weber etwa. Der Kugelgrill-Hersteller lädt seine Marke ja so intensiv mit Image auf, dass die entsprechende Welt auch in den eigenen Shops erlebbar gemacht werden muss. „Riechen, Sehen, Angreifen, Reinbeißen und Zuhören“ kann man in den Weber Original Stores, in Österreich befindet sich der erste dieser Art, mit 1.000 Quadratmetern Fläche, seit einem Jahr im oberösterreichischen Marchtrenk. Weber Original Stores gibt es weltweit an aktuell fünf Standorten. Drei davon befinden sich mit Berlin (der erste überhaupt), Kassel und Gründau-Lieblos in Deutschland. Der neueste Store befindet sich seit März 2017 in Amersfoort, Niederlande. In Österreich sind neben Marchtrenk mehrere Standorte in Planung, einer davon im Umfeld von Wien. Die Standortsuche ist dabei gar nicht so einfach – müssen doch Locations gefunden werden, in denen auch mit offenem Feuer ordentlich eingeheizt werden darf. Hallen bzw. große Gebäude werden daher sogar neu errichtet.

Die klassische Retail-Fläche, auf der neben Gas-, Elektro- und Kohlegriller auch Merchandise-Artikel wie T-Shirts, Mützen und Jacken, Speisezutaten aus dem eigenen Markensortiment sowie Zubehör verkauft werden, wird durch eine Grill-Akademie bzw. in Berlin auch noch durch eine Seminar- und Eventlocation ergänzt.


VIVA ITALIA!

Trotz der prominenten Lage haben sich zahlreiche Immobilienentwickler und -betreiber an der Halle neben dem Viktualienmarkt die Zähne ausgebissen. Im November 2015 eröffnete Eataly dort seinen ersten deutschen Standort. Eataly ist ein Mekka für Italophile. Vor 10 Jahren eröffnete Oscar Farinetti in einer ehemaligen Wermut-Fabrik in Turin das erste Eataly-Geschäft. Heute gibt es 28 Geschäfte, u. a. in den USA, Brasilien, Dubai, Südkorea, der Türkei und zahlreiche in Italien selbst. Auch für Wien gab es Pläne – Otto Wagners Österreichische Postsparkasse stand im Gespräch. Die Pläne wurden dann aber wieder verworfen, aktuell sieht es nach keiner baldigen Eröffnung in der Bundeshauptstadt aus. Lizenznehmer für den deutschsprachigen Raum ist die Signa-Gruppe. Sie betreibt auch die flächenmäßig nicht leicht zu bespielende Schrannenhalle. Die größte Filiale findet sich mit 17.000 Quadratmetern aber in Rom. Das Konzept von Eataly ist vielschichtig. Es handelt sich um eine Mischung aus Feinkostmarkt, Gastronomie, Weinhandel, Kochschule und anderen diversen italienischen Dingen – etwa landestypische Haushaltswaren, eine riesige Schokoladewelt oder auch (Koch-)Bücher. Vom Aperitivo bis zur klassischen Trattoria oder einer Pop-up-Gastronomie, von Oliven(ölen) über diverse Focaccia-Varianten bis zur Gelateria – den Mittelpunkt der Erlebniswelt bildet jedenfalls das Essen.Die Schrannenhalle selbst wurde im 19. Jahrhundert von Karl Muffert als Getreidemarkt gebaut. Stahlträger und Glas prägen die Konstruktion, die zwischenzeitlich abgebaut wurde und erst 2005 an ihrer ursprünglichen Stelle neben dem Viktualienmarkt wiederaufgebaut wurde. www.eataly.net

Frische Pasta, herzhafte Desserts, eine Kochschule, Kaffee, Bianchi-Fahrräder und natürlich Wein: 4.800 Quadratmeter italienisches Lebensgefühl im Herzen Münchens, im Eataly in der Schrannenhalle.

 

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