Luxus des Nichtmüssens

Dachböden sanieren und abverkaufen kann jeder. Dietmar Silly hat es anders gemacht: Er hat nach und nach alte Häuser in der Südsteiermark gekauft und sie zu Premium-Hideaways umgebaut.

„Wenn du anders sein möchtest, dann mach etwas anderes“, erklärt Dietmar ­Silly sein Credo und den Beginn einer sehr speziellen Immobilienentwicklung. PuresLeben nannte Silly sein Projekt, seine derzeit acht Ferienhäuser südlich von Graz, die er seit 2004 nach und nach umbaute und mit denen er Luxus ganz anders definiert als herkömmliche ­Luxushotels. „Wir leben alle im Überfluss. Unser Alltag ist geprägt vom Streben nach mehr. Der wahre Luxus liegt heute in den einfachen Dingen des Lebens wie Schlafen, Essen und Trinken.“ Wenn Silly solche Sätze sagt, klingt das weniger philosophisch als unbeschwert gemütlich, wahrscheinlich auch wegen des leichten Bellens in seiner Sprache.

„Die Häuser bilden nur den Rahmen für ein Lebensgefühl, das die Leute am besten mit nach hause nehmen.“
Dietmar Silly, Tausendsassa

Wer die Region rund um das Sausal kennt, hat eine Vorstellung, wovon Silly spricht. Und wer die Häuser sieht, weiß auch, was Silly mit „es braucht wenig, um viel zu haben“ meint: Da zählt eine richtig platzierte Hängematte zwischen Obstbäumen mehr als die Designercouch, die hochwertigen Produkte aus der eigenen Landwirtschaft sind essenzieller als die importierten Mangos für den fünften Zwischengang. Wobei jetzt keiner glauben darf, dass das Konzept nicht vollkommen im Premiumsegment angesiedelt ist. Alles ist möglich, heißt die Devise, nichts ein Muss. Wer ein Wochenende nur Ruhe ­haben will, der kann sich in sein Schmuckhäuschen zurückziehen und wird keine Menschenseele sehen. Wer das Faulsein dann noch perfektionieren möchte, lässt den Privatkoch die Pfannen schupfen und bestellt für den nächsten Tag den Frühstückskorb, der dann mit Honigmüsli, Kürbiskernaufstrich, frischen saftig-steirischen Äpfeln, Bauernbutter usw. prall gefüllt vor der Haustür stehen wird.

Miete als Tilgung

Aber wie kommt man auf die Idee? Im Endeffekt ist es eine simple Rechnung, erzählt Silly. Vor 10 Jahren hat er das erste Grundstück mit Altbestand gekauft, saniert und das Vermieten begonnen. Rendite? Mit den Einnahmen zahlt er den Kredit zurück. Da Silly auf kein Erbe oder andere monetäre Basis zurückgreifen konnte und die Banken damals noch ­lockerer in der Vergabe von Krediten ­waren, finanzierte er zu 100 Prozent fremd. „Heute kann ich den Umsatz mit Zahlen hinterlegen, die Bank sieht die Auslastung und den Preis, und ich kann beweisen, dass das Konzept funktioniert“, so Silly. Das Ding läuft. 70 Prozent Auslastung haben die Häuser im Durchschnitt, zwei weitere werden gerade gebaut, insgesamt sollen es 13 werden. Im Einkauf achtet Silly auf die Lage, und er braucht meist einen Altbestand, wie etwa ein ­altes, verfallenes Weinstöckl. Denn neu bauen darf man in der beliebten Weingegend gar nicht mehr. Ein Refurbishment darf hingegen um 100 Prozent mehr Fläche haben. Schon allein damit schafft Silly eine Wertschöpfung. „Wäre etwas schiefgegangen, habe ich natürlich immer das Haus – ein Objekt, bestens ausgeführt in super Lagen. Dieser Wert bleibt immer.“

Ideen die das Nichtstun erleichtern

Während Hotelketten globalisiert-standardisierte Services anbieten, hat man bei dem steirischen Hideaway-Konzept lokale Gegebenheiten zu individuellen und hochwertigen Highlights gemacht.

Die G’standene Steirerin
Wer deftige und süße Hausmannskost nach regionalen Originalrezepten der Südsteiermark genießen möchte, lässt sich von den Kochkünsten der G’standenen Steirerin im eigenen Ferien­haus verwöhnen. Alle Zutaten werden von ihr mitgebracht und können je nach Jahreszeit und Saison variieren.

Lavendel und Esel
Man muss nicht in die Provence jetten, die Region um Kitzeck besitzt die größte Lavendel­anbaufläche Österreichs. Im Hochsommer überzieht ein lilafarbener Teppich die Hügel, und Lavendelbauern laden zum Verkosten von Likören und zum Einkauf von Lavendelprodukten ein. Wer nicht gehen will, nimmt sich einen Esel. Die Wanderungen mit dem Vierbeiner entlang des Grenzpanoramawegs entschleunigen, und wem das noch immer zu schnell ist, der greift zur Picknickdecke und zum Jausenkorb oder kehrt einfach in einem Buschenschank ein.

Dem Himmel so nah
Wer eine Nacht unter dem Sternenhimmel im Freien verbringen möchte, dem bereitet Dietmar Silly ein kuscheliges Himmelbett auf einer Waldlichtung am Tunauberg. Eingebettet in die üppige Natur und im Schutze der Baumwipfel lässt es sich hier im Doppelbett entspannt schlummern. Ähnlich kann man übrigens auch essen: Das „100-Sterne-­Restaurant“ mitten im eigenen Weingut eignet sich speziell für private Candle-Light-Dinners.

Picknick-Vespa
Den Zauber der „ersten Freiheit“ aus der Zeit der Jugend erneut erleben – das können Gäste mit der Picknick-Vespa. Ein Rucksack mit einer Jaus’n, eine Flasche Weißwein sowie eine Picknickdecke sind im Ausflug mit der Vespa inkludiert.

Spa im Weinberg
Damit die Gäste im Ferienhaus noch besser entspannen können, gibt es allerhand Massagen und Co. im Angebot. Auf Wunsch ­erfolgt die Behandlung auch unter freiem Himmel direkt zwischen den Reben. Behandlungen wie „Tibet auf Steirisch“, „Panta Rhei – Thai Körperarbeit“ oder Yoga im Weingarten stehen zur Auswahl.

Zahlreiche weitere Services
werden angeboten: Kohle für den Weber-Griller steht immer bereit, wer mal anders grillen will, probiert das Denk-Bratfeuer aus (ein Keramikgriller). Die regionalen Zutaten werden geliefert. Und dann steht natürlich noch das gesamte Spektrum der Weingegend zu Verfügung: Ob Verkostungen, Seminare, Weinbauerntouren, E-Biken und Wanderungen durch die Weingärten und Hopfenäcker … oder halt einfach eine Mischung trinken und nichts tun.

Die Gäste kommen zu 50 Prozent aus ­Österreich, 40 Prozent aus Deutschland, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt laut Silly satte sieben Tage. Von anderen Angeboten unterscheidet sich „PuresLeben“ nicht nur im detaillierten, sehr lokalen Konzept, sondern auch in der Tatsache, dass es sich um kein Ferien­dorf handelt. Es sind ­einzelne Liegenschaften mit Privatsphäre und Panoramablicken statt den gewohnten Bauträger/Investoren-Alpendörfern, in ­denen sich die Hütten mit ihren Rustikal­fassaden dicht gedrängt aneinander­reihen. Silly hat die Ferienhäuser in zwei Kategorien eingeteilt: Die sogenannten Lagehäuser befinden sich zum Beispiel mitten im Weinberg oder sind von Obstbäumen, Holunderhainen und üppiger Natur umgeben. Die Premiumhäuser verfügen hingegen über einen privaten Pool und Sauna. Gemein ist allen Hideaways, dass große Glas­fronten die steirische Hügellandschaft ins Innere holen. Was ist dieser Dietmar Silly jetzt von Beruf? Keine Ahnung. Hotelier, Wein­bauer, Immobilienentwickler, Landwirt, Kreativer und Touristiker vielleicht. Jedenfalls war der 42-jährige Steirer 13 Jahre lang auf Schloss Seggau tätig und ­produzierte schon in jungen Jahren hoch gelobte Jahrgänge. Zudem gilt seine Leidenschaft seit jeher dem Bauen und Wohnen. Im eigenen Weingut Silly und der eigenen Landwirtschaft bringt er hochwertige, regionale Produkte hervor. Mit den Ferienwohnungen hat er schließlich nicht nur eine eigene Art der Vor­sorgewohnung kreiert, sondern auch den dritten Punkt seiner Interpretation von Luxus umgesetzt: Nach dem Essen und Trinken also auch das Schlafen.

www.puresleben.at

 

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