Roboter statt Reinigungsdame
Gebäudedienstleistungen werden immer billiger angeboten. Gesamtanbieter suchen nach Auswegen. Vielleicht brauchen sie das nicht, weil ihre Unternehmen in Zukunft obsolet sein werden. Die Digitalisierung lässt grüßen.
Gebäudedienstleistungen wie Reinigung sollen ja nichts kosten. Die Anbieter ächzen und jammern seit Jahren ob der Dumpingpreise, die sogar so weit gehen, dass Institutionen der öffentlichen Hand Leistungen zu Preisen ausschreiben, die sich unter dem legal Möglichen (ist gleich Kollektivvertrag) finden. Alexander Redlein, Leiter des Zentrums für Informations- und Facility Management (IFM) an der TU Wien, hält die Jammerei der Service-Anbieter dennoch für unbegründet. Laut Analysen seines Instituts haben die 500 größten (umsatzstärksten) österreichischen Unternehmen noch nie so viel Facility Services ausgelagert wie jetzt. Die eigene FM-Mannschaft haben sie dabei stetig reduziert. Aus den Untersuchungen geht allerdings auch hervor, dass sich die vergebenden Unternehmen selten einem Gesamtanbieter anvertrauen – insofern dürfen diese dann vielleicht doch trotzig sein. Eine zentrale Frage wird bei der Umsatzdebatte aber übersehen: „Wer wird in Zukunft die Dienstleistungen erbringen?“, schmeißt Redlein in den Raum und verweist auf die Industrie 4.0, auf die Digitalisierung und den damit einhergehenden Verlust an Arbeitsplätzen. Gerade die Reinigung bietet sich für automatisierte Maschinen an. Warum auch nicht, im Privatbereich ist das Ganze ja schon angekommen. Waldi heißt der Staubsauger, der die Kinder vor Freude zum Hüpfen bringt, wenn er automatisch seine Dockingstation verlässt. Bei jedem Baumarkt kann man Rasenmäher-Roboter kaufen.
Die Technologie schafft das schon
In einem Krankenhaus in Zürich kamen auch schon die Reinigungsmaschinen zum Einsatz. Vom Hersteller MT Robot wurden die Geräte eigentlich zur Automatisierung von Transportdiensten entwickelt. Da fährt eine Plattform unter eine Kiste rein, hebt sie an und bringt sie zu ihrem Ziel. Experten der ETH und der Uni Zürich sind sich einig: Automation? Ja, überhaupt kein Problem. Die Technologie sei so ausgereift, dass man eigentlich alles, was nicht an einer Steckdose hängt, automatisieren kann. Gesteuert werden die Automaten mittels GPS oder Ultraschall, sie kommunizieren mit den Aufzügen etc.MT Robot erkannte den Bedarf an weiterer Automatisierung und hat ein kleines Wunder geschaffen: Tagsüber schuftet der Roboter im Transport, abends fährt er selbstständig zu seiner Docking Station, tauscht das Transport- gegen ein Reinigungsmodul und beginnt zu putzen. Schon 2013 gewann übrigens der kolumbianische Student Adrian Perez Zapata den Wettbewerb Electrolux Design Lab, weil er ein automatisiertes Reinigungssystem mit Hunderten von fliegenden Drohnen entworfen hat. Das System besteht aus über 900 fliegenden Mini-Robotern, die eine kugelförmige Basisstation haben und über einen Touchscreen gesteuert werden.
Das Ende des Intervalls
Die Frage Redleins, ob wir in Zukunft also noch eine Reinigungsdame haben werden, ist also gerechtfertigt. Und es geht noch weiter. Weil: Wer sagt denn, dass immer nach einem vorgeschriebenen Intervall gereinigt werden muss, wenn die Maschinen selbstständig erkennen können, wo Bedarf herrscht und wo nicht. Selbiges gilt natürlich für alle Wartungen im Gebäudebetrieb. Voraussetzung hierfür ist das Wissen, sprich die Daten, wo welcher Zustand herrscht. „Das Einzige, was dagegen spricht, sind die aktuellen Gesetze“, konstatiert Redlein. Wir würden immer mehr Normen schaffen, die vorschreiben, was wann zu tun sei – und genau das sei die völlig falsche Richtung. Darum werde das Potenzial der neuen Technologie derzeit nicht genutzt, weil man ja verpflichtet ist, hinzugehen und zu prüfen, so der TU-Professor. Noch. Denn Firmen wie Diversey, ISS testen bereits automatisierte Modelle. Sie scheinen weiter zu denken, denn in Zukunft könnte vielleicht der Anbieter von Serviceleistungen für die Roboter wichtiger sein als ein Personalbereitstellungsunternehmen.
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