Ferien für immer
Zweitwohnsitze am Meer stehen gerade im Herbst hoch im Kurs. Der Markt boomt. Die Preise in Griechenland sind kaum eingesunken. Nahe Triest – zwischen den Schlössern Miramare und Duino – wurde ein Steinbruch in ein komplettes Dorf verwandelt.
Riechen Sie den Thymian? Wie im Sommerurlaub, als sich seine Würze mit der warmen Meeresluft in Ihre Nase schummelte? Tja, wenn die Tage wieder kürzer und vor allem alltäglicher werden, kreisen die Gedanken wieder darum, den Urlaub doch noch in die Verlängerung zu schicken. Oder gar mit einem eigenen Häuschen zur ständigen Option der Alltagsflucht zu erheben. In Griechenland sei die Anschaffung von Ferienimmobilien so lukrativ wie nie, liest man gerne in diversen Gazetten. Die Talsohle sei erreicht, posaunen auch die Makler. Stimmt, es gibt schon Schnäppchen. Diese stammen allerdings oft von Bauträgern, denen das Geld ausgegangen ist – der Kauf ist daher mit einem erheblichen Risiko verbunden und für Private wenig empfehlenswert oder gar nicht stemmbar. Und der Markt für gebrauchte Objekte, die meist ohnehin Ausländern gehören, hat sich durch die Griechenlandkrise kaum verschoben. Denn Ferienwohnsitze sind nach wie vor ein beliebtes Asset für Private. Beispiel Mallorca: Allein im ersten Halbjahr (also bis Ende Juni!) verzeichnete das Maklerbüro Engel & Völkers auf Mallorca ein Umsatzplus von 27 Prozent bei den Verkäufen von Zweitwohnsitzen. Unter diesen Vorzeichen ist auch das jüngste Großprojekt an der Adria zu sehen. Direkt bei Triest wurde ein stillgelegter Steinbruch in ein komplettes Dorf verwandelt. Unten eine Marina, eine Promenade mit Geschäften, Gastronomie und seit August auch einem 5-Sterne-Hotel, in der Mitte ein entzückendes Dörflein mit charmanten Gassen; nach oben hin betten sich zahlreiche terrassierte Wohnungen in die Steilküste. Ihre Architektur will der felsigen Umgebung Referenz erweisen – Geschmackssache, ob man das hübsch findet. Fest steht: Diese hochgelegenen Apartments verkaufen sich am besten. 235 von insgesamt 454 Immobilien haben bereits einen Eigentümer.
Alleinstellung
Das Bemerkenswerteste an dem Projekt mit dem Namen Portopiccolo ist jedenfalls, dass es in einer Gegend aus dem Boden gestampft wurde, die a) aus Österreich leicht und schnell zu erreichen ist, die b) diese spezielle Mischung von Friaul-Julisch Venetien hat (alpin/mediterran, historisch-kulturell) und die c) sonst wenig im gehobenen Segment zu bieten hat. Gerade einmal ein modernes Falkensteiner-Hotel hat in Jesolo vor Kurzem aufgesperrt. Der Rest sind großflächige Ansammlungen von in die Jahre gekommenen Absteigen, die bald vererbt werden, oder Hotels mit – sagen wir mal – Nostalgiecharme. Da tun die modernen und dennoch nicht aufdringlichen Apartments von Portopiccolo schon ganz gut. Die Preise bewegen sich zwischen 6.000 und 8.000 Euro pro Quadratmeter – ohne Möbel. Auch Villas gibt es, allerdings sind hier bereits sechs von sieben verkauft. Insgesamt ist die beachtliche Immobilienentwicklung für rund 1.500 Besucher ausgelegt, wobei es 1.200 Parkplätze im Inneren des Berges gibt. Sämtliche Infrastruktur wie Restaurants, Beach Club, 25 verschiedene Shops, Parkplätze etc. stehen auch Besuchern zur Verfügung. Wer als Tagestourist kommt, schlängelt sich mit seinem Auto durch ein unterirdisches Straßensystem, das an Monaco erinnert. Anders als in der Fürstenmetropole sind hingegen die Preise: Getränke und Speisen auf recht gutem bis außerordentlichem Niveau sind zumindest derzeit so passabel, dass sich ein Besuch jedenfalls lohnt. Wie bei allen jungen Projekten gibt es freilich keine Stimmungsgarantie. Wer weiß schon, ob das Dorf ausgestorben, voll mit Tagestouristen oder entspannt mit seinen Lieblingsstammgästen/-bewohnern gefüllt sein wird? Jedenfalls hat der Investor Großes vor: Man will eine Ganzjahresdestination werden. Schon jetzt kommen Unternehmen für Produktpräsentationen in die kleine Bucht, weitere Gäste sollen dann das derzeit in Bau befindliche Beauty Spa und das Kongress-Zentrum anlocken. Im Winter wird dann wohl auch die Sauna gebraucht werden, denn in den kalten Monaten bläst die Bora unbarmherzig durch die Gassen.
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