Warum die Welt neu erfinden?

Unternehmen sind Profis in ihrem Kerngeschäft, meint Erich Steinreiber, CEO von ISS Österreich. Dass Mitarbeiter in Zukunft unbedingt an ihrem Arbeitsplatz sein müssen, glaubt er nicht.

Warum, denken Sie, haben manche hoch-professionelle Unternehmen Angst, sich mit dem Thema Immobilien auseinanderzusetzen?

­Steinreiber: Immobilienmanagement wird noch immer nicht als strategische Disziplin gesehen. Die Entscheidung, wie ich mit meinen Immobilien umgehe, ist eine zutiefst strategische Entscheidung – wie eben viele andere Entscheidungen in einem Unternehmen auch.

Wie groß ist der Kostenanteil von Immobilien im Vergleich zum Personal bzw. zu den gesamten Unternehmensausgaben?

­Steinreiber: Das ist von der Branche abhängig. Aber lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Im Produktionsbereich können das ­Immobilienmanagement und die sekundären Bereiche (also ­alles außer dem Kerngeschäft) schon mal 20 Prozent der ­Kosten ausmachen. Somit lohnt sich ein näherer Blick darauf.

Was kann wirklich eingespart werden – ohne dass man gleich die Qualität zu Tode drosselt?

­Steinreiber: Unternehmen sind Profis in ihrem Kerngeschäft. Rund um ihr Kerngeschäft gibt es Bereiche, die dem Kern­geschäft zuarbeiten oder ebendieses verteidigen. Der Rest ist sekundärer Bereich. Warum also da die Welt neu erfinden? Dafür gibt es Profis – auf Augenhöhe mit der ­Geschäftsleitung.

Sie beschäftigen sich viel mit dem Thema Arbeitsplatz. Glauben Sie, dass die meisten Unternehmen ihren Mitarbeitern einen entsprechenden Arbeitsplatz zur Verfügung stellen – und ich denke dabei nicht nur an räumliche ­Faktoren, sondern auch an soziale und infrastrukturelle?

­Steinreiber: Das ist eine gute Frage. Arbeit wird in Zukunft viel mehr zu einer Erfahrung werden und immer mehr vom Arbeitsplatz entkoppelt sein. Ich habe dann als Mitarbeiter meine Vorgaben zu erreichen, egal, wo und wann. Wenn aber Mitarbeiter merken, dass die Strategie des Unternehmens, die Marke und die Unternehmenskultur überhaupt nicht zusammenpassen, dann werden sie sich einfach nicht mehr wohlfühlen und in der Folge wird ihr Output darunter leiden. ­Summieren Sie diese Aspekte auf und Sie werden Top-­Arbeitsplätze schaffen.

Wirkt sich der Kampf um die besten Mitarbeiter Ihrer Meinung nach auch auf Immobilien aus? Wenn ja, betrifft das aber nicht eigentlich nur einen kleinen Ausschnitt globaler Unternehmen und weniger österreichische KMUs?

­Steinreiber: Ja, definitiv. Wenn ein Unternehmen sich innovativ am Markt zu positionieren versucht und eine moderne Marke darstellen möchte, gleichzeitig aber in einer altmodischen Büroumgebung Top-Manager haben will, wird dieses Vorhaben scheitern.

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