Kick it like Hirsch!

Otto Hirsch ist kein Immobilienmanager. Nicht offiziell. Hirsch hilft – dort, wo es notwendig ist – und wird dadurch unabsichtlich zu einem 360-Grad-Immobilien-Allrounder.

Die aktuelle Liegenschaft, an der der Linzer Otto Hirsch arbeitet, liegt im Osten Nairobis: der Slum Korogocho auf der Mülldeponie Dondora, der aufgrund der extremen Dioxinbelastung zu den zehn gefährlichsten Orten der Erde zählt. Die Mülldeponie sollte bereits 2004 geschlossen werden – sie ist aber nach wie vor ­offen – und täglich kommen 2.000 Tonnen neuer Abfall und Giftmüll. Das kann Otto Hirsch nicht stoppen. Er will aber die Lebensumstände für ein paar Hundert der dort lebenden Kinder verbessern. Das ist das Ziel des Malermeisters aus Oberösterreich, der sich seit 1992 für karitative Projekte einsetzt und dabei hilft, Immobilien mit einer marktunüblichen Renditeberechnung auf die Beine zu stellen. Die Performance: 100 Prozent Hilfe. Dabei setzt Hirsch auf Essbares und Ausbildung. Zwei Schulen für 1.900 Kinder wurden in Korogocho bereits errichtet. Um den Hunger zu bekämpfen und Ausbildungsplätze zu schaffen, hat er im Jahr 2011 gemeinsam mit der Projektgruppe „Hope for Future“ die Idee geboren, eine Lehrbäckerei mit dualem Ausbildungssystem zu bauen.

Brille auf und los geht’s.  Mit der Konsole wandert man durch die Immobilie.

Otto Hirsch

Hilfe braucht Immobilien

Warum macht das der Malermeister? Als Unternehmer hat Hirsch seinen Betrieb international erfolgreich positioniert. Neben Österreich ist er in Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Russland und Aserbaidschan aktiv. In dieser Tätigkeit hatte Hirsch mit Immobilien nur „oberflächlich“ zu tun. Als er sich dann vor gut 20 Jahren erstmals für große soziale Projekte engagierte, fand er seine neue Herausforderung. Sein erstes Projekt in Kroatien galt behinderten Kindern, es folgten eine offene Psychiatrie in ­Sarajewo, weitere Projekte im Kosovo, in ­Afghanistan (Kindergarten, Frauenzentrum, Schule und Schneiderei), im Süd­sudan, Kenia, Uganda. Caritas und andere Hilfsorganisationen waren dabei Kooperationspartner. Im Zentrum von Hirschs Aufgaben steht die Hilfe, dazu braucht es aber fast immer Immobilien. Also ist der 56-Jährige alles zugleich: Bauherr, Entwickler, Stadtplaner, Betreiber, Nachhaltigkeitsmanager, Investoren­vertreter … – und das unter widrigen Umständen.
Außerdem ist Hirsch indirekt auch Backstubenbetreiber. In der Bäckerei in Nairobi sollen sechs bis acht Lehrstellen entstehen. Der Plan sieht vor, die ­Schüler zu einem Drittel kaufmännisch mit ­Lehrgängen und zu zwei Dritteln praktisch in der Bäckerei auszubilden. Ziel: die frisch gebackenen Bäcker sollen sich nach abgeschlossener Ausbildung selbst­ständig machen oder in Hotels/Backstuben Arbeit finden können. Zu Beginn wird das Brot in den Schulen „Damascus“, „St. Clare ­Primary“ und „St. Francis Secondary School“, deren Bau schon von der Caritas Kärnten mitfinanziert wurde, verteilt. Ein weiteres Ziel ist, dass die Bäckerei genug Profit abwirft, um die drei Schulen auch ohne externe Zuwendungen erhalten zu können. „Das ist aber noch ein ­weiter Weg“, so Hirsch. Unterstützt wird das Projekt neben anderen Sponsoren auch von Backaldrin, einem Familienunternehmen mit Sitz im oberösterreichischen Asten, das das Projekt mit Einrichtungsmaterial wie Backöfen und Teigverarbeitungs­maschinen, der Verschiffung und der Entsendung von Bäcker­meistern unterstützt. „Mit dem Bau der Bäckerei wurde bereits im November begonnen, die Fertigstellung ist im Februar geplant. Im Juni soll die ­Bäckerei dann in Betrieb gehen“, so Hirsch.

Fußballakademie

Das zweite aktuelle Projekt von Otto Hirsch in Korogocho ist die Fußballakademie. Um den Kindern eine Perspektive zu geben, ihnen Werte zu vermitteln, die das soziale Zusammenleben verbessern, braucht es Hilfe von außen. Mit diesem Hintergrund wurde ebenfalls gemeinsam mit der Caritas die Fußball­akademie Acakoro ins Leben gerufen. „Aus 6.000 Kindern im Alter zwischen neun und zwölf Jahren haben wir in einem fairen und transparenten Testverfahren mit verschiedenen Übungen 80 Spieler ausgewählt.“ Die angehenden Fußballer besuchen die Schule in Damascus und haben pro Tag zwei Trainingseinheiten zu absolvieren. Geleitet wird das Projekt von dem ehemaligen Profikicker und Trainer Helmut Köglberger. Bislang wurden die Räumlichkeiten für die Fußball­akademie geschaffen, der Fußballplatz wird geebnet. Der Anpfiff für Hirschs nächstes Projekt kann bald folgen.

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