Die neue Verantwortung

TREND Sicherheit

Die Pandemie bringt neue Aspekte in die Gebäudesicherheit. Es geht um die Gesundheit der Menschen. Zugleich bleiben Terror- und Einbruchsrisiken. Eine Herausforderung für jene, die für die Sicherheit zuständig sind.

Zum einen hat Covid die Sichtweise auf das Thema verändert. Es geht nicht mehr nur darum, Leute etwa mittels Zutrittskontrolle von einem Gebäude fernzuhalten, sondern auch darum, zu wissen und dokumentieren zu können, wie viele überhaupt drinnen sind, und eventuell welche hinauszubringen. Hier wird plötzlich die Verquickung von Sicherheits- und Haustechnik relevant, auch weil es beispielsweise bei der Luftqualität um die gesundheitliche Sicherheit der Menschen geht. Auch viele PropTech-­Unternehmen haben das erkannt. Das Facility-Manage­ment-Unternehmen Sodexo hat eine eigene Technologie-Tochter, die ein inte­l­­li­­­­­gentes System entwickelt hat, das mittels drahtloser Sensoren misst, wo sich wie viele Menschen befinden, das mit historischen Daten verknüpft und daraus Vorhersagen und Szenarien errechnet. Die Mitarbeiter werden über App, Web und Bildschirme informiert und geleitet. Das funktioniert. Im 60.000 Quadratmeter großen Verwaltungsgebäude der SNCF (quasi der ÖBB Frankreichs) wurden 412 Sensoren installiert und 200 Kojen und Besprechungsräume ergänzt – was nach den Lockdowns eine rasche und sichere Rückkehr der Mitarbeiter in ihre Büros ermöglichte.

Terror und Infrastruktur

Zum anderen steigt der Bedarf, Gebäude und somit Bewohner, Wertgegenstände, Unterlagen etc. zu schützen. Sicherheitskonzepte von kritischen Infrastrukturen müssen vor einem möglichen Terroranschlag neu überdacht werden, Betriebs­spionage kommt nicht nur in Netflix-­Thrillern vor, und Einbrüche gehören leider auch zum Alltag, wenngleich die Anzahl der ange­zeigten Einbrüche in Wohnungen in Österreich seit Jahren sinkt – zuletzt sogar um 27 Prozent. Aber in Zeiten mit Covid-Lockdowns und Homeoffice haben Einbrecher halt auch eine schlechte Saison … Ob gewerbliche Immobilien oder Luxuswohnungen, „es sollte immer eine Mischung aus organisatorischen, personellen, baulichen bzw. mechanischen und technischen Maßnahmen sein“, mahnt René Steinkellner, Geschäftsführer von STYX Sicherheits­technik. Das Unter­nehmen mit Sitz im steirischen Fohnsdorf ist in über 20 ­Ländern tätig. Wichtig sei die Analyse und ein Konzept, so Steinkellner, der schon Sicher­heitslösungen vom Solarkraftwerk bis zur Luxusjacht umsetzte. Bei der Jacht zeigte sich, dass die kritischsten Punkte gar nicht so sehr in der Detektion von Eindringlingen lagen, sondern in der medizinischen Versorgung und der Not­fallkommunikation.
Für den TRENDGUIDE IMMOBILIENWIRTSCHAFT hat Steinkellner auf der nächsten Seite für drei Immobilientypen exemplarische Sicherheitsmaßnahmen beschrieben.

Private Immobilie im ländlichen Umfeld

Die Sicherung des privaten Eigentums erfolgt ähnlich wie gewerbliche Sicherungsmaßnahmen, ein großer Unterschied ist aber, dass es sich im privaten Umfeld um persönliche, häufig unwiederbringliche Dinge handelt, die bei Einbrüchen gestohlen oder beschädigt werden können. Daher wird bei privaten Immobilien eine Außenhaut­sicherung (Fenster, Türen, diverse Zugänge) jedenfalls empfohlen. Dies sollte bei Neubauten mit Magnetkontakten erfolgen, die bereits bei der Fensterlieferung eingebaut sind. Darüber hinaus können hochwertige Fenster mit Alarmgläsern ausgestattet werden. Hier sieht man die Alarmeinrich­tungen nicht – ist also ästhetischer. Im privaten Bereich empfiehlt sich auch der Einsatz von Bewegungsmeldern und Rauchmeldern. Hinsichtlich der mechanischen Sicherungen werden Fenster und Türen mit der Widerstandklasse RC2 empfohlen, bei höherwertigen Immobilien auch Türen, die die Widerstandsklasse RC3 aufweisen, je nach definiertem Schutz­standard. Wertsachen sollten in entsprechenden Tresoren oder Wertschutzbehältnissen aufbewahrt werden. Der Tresor sollte wiederum im Alarman­lagenkonzept beachtet werden. Nur so ist es zu verhindern, dass Einbrecher mit roher Gewalt den Tresor unbemerkt entfernen und aufbrechen können.

Politische Organisation in einer Innenstadtlage

Wenn es einen Zaun um das Gebäude gibt, dann sollte jedenfalls schon dort detektiert werden. Wo dies nicht möglich ist, sollte unbedingt eine Außenhautsicherung an der Gebäudehülle mittels Glasbruchmeldern, ­Magnetkontakten und Bewegungsmeldern realisiert werden. Außerdem ist empfehlens­wert, weitere Schutzlinien innerhalb des ­Gebäudes vorzusehen, sprich, wichtige Bereiche zusätzlich mit versperrten Innentüren oder anderen Hindernissen auszustatten. Das hält die Täter auf, während die Exekutive oder der Sicherheitsdienst aber schon anrückt. Wesentlich ist natürlich, das zu ­schützende Gut – ob Server, Unterlagen etc. – in Tresoren zu lagern bzw. Serverraumtüren mit entsprechenden Widerstandsklassen (ab RC3) auszustatten. Also wiederum nach dem Prinzip: zuerst die Detektion, und dann stellen mechanische Barrieren die Hindernisse dar. Sollten die menschlichen ­Interventionskräfte dennoch nicht schnell genug vor Ort sein, können Vernebelungs­anlagen zum Einsatz kommen, diese erschweren den Einbrechern definitiv die Arbeit.

Juwelier in einer Innenstadtlage

Sehr analog zur politischen Organisation. ­Wobei hier zu 99 Prozent keine Grünflächen oder Zäune vorhanden sein werden. Dies bedeutet, die erste Hindernis- und Detektions­linie sind die Türen und Auslagen. Auch hier gilt wieder: Zuerst geht dank Detektoren schon der Alarm los, dann wird der Einbruch verzögert – z. B. durch Panzerglas. Die Detektion erfolgt hier in der Regel mit Glasbruchsensoren oder Erschütterungssensoren. Die wichtigen bzw. teuren Stücke müssen selbstverständlich in einem Tresor gelagert werden, der nochmals zusätzlich mit Körperschallmeldern gesichert ist. Außerdem müssen diese Bereiche zusätzlich mit Bewegungsmeldern gesichert sein. Juweliere müssen zwingend auch Alarmschalter und Überfallmelder haben.