Bausteine eines modernen Immobilien­maklers

Die Art und Weise, wie Immobilienmakler arbeiten müssen, verändert sich. Folgende digitale Tools und Bereiche sollten Makler beachten, damit sie ihre Dienstleistung zeitgemäß und am Kunden orientiert anbieten, hat Anna Steininger in einer Masterthese herausgefunden.

Big Data – Smart Data

Big Data kennt man. Gemeint sind umfang­reiche, unstrukturierte Daten­ansammlungen. Smart Data hingegen beschreibt das Ergebnis, das nach Sammeln, Ordnen oder Analysieren der Datenbank entsteht, kurz gesagt also Big Data mit Mehrwert. Die Menge an vorhandenen Immobiliendaten, wie Marktdaten über Transaktionen oder Gebäudebestand, steigt jedenfalls rasant. Wesentlich ist somit, zu lernen, mit den vorhandenen Daten umzugehen, um einen Nutzen bzw. neue Erkenntnisse daraus zu generieren.

Multiple Listing Services

Multiple Listing Services (MLS) ist eine Datenbank, in die jeder Makler seine Objekte einpflegt. Alle am Markt agierende Makler können zugreifen und diese ihren Kunden anbieten. Somit kann der Interessentenmarkt breiter abgedeckt werden. Für Verkäufer bietet dies den Vorteil, dass Immobilien dadurch wesentlich schneller und zu besseren Preisen verkauft werden. Käufer haben den Vorzug, nur mehr mit einem Makler Kontakt zu haben, der ihnen sämtliche am Markt verfügbare Immobilien anbieten kann, und somit nur eine Ansprechperson notwendig ist. Dies führt auch dazu, dass der Anteil an Privatverkäufen sehr gering ist, wie Vergleichsmärkte in anderen Ländern zeigen.

Videos

Selbsterklärend: Videos bieten für Suchende vielerlei Vorteile gegenüber Texten und Bildern. Allen voran die Erweiterung des Vorstellungsvermögens sowie die bessere Wahrnehmung der Umgebung der Immobilie. Dadurch fällt es Suchenden leichter, Immobilien besser zu sondieren und vor allem nicht passende sofort auszuscheiden, wodurch der Vermarktungsprozess für den Makler effizienter wird, da nicht zielführende, (auch für den Suchenden) frustrierende Besichtigungen wegfallen.

Augmented Reality

Eine computerunterstützte Erweiterung der Realitäts­wahrnehmung, so definiert sich Augmented Reality (AR). Bilder, Videos, virtuelle Objekte, computergenerierte Zusatz­informationen usw. ergänzen die real existierende Welt mittels Einblendung/Überlagerung. AR erweitert und ergänzt somit das reale Umfeld bzw. Gesehene des Nutzers mit computergenerierten erweiterten Informationen. Anwendungsgebiete sind etwa, dass beim Scannen mit der Smartphone-Kamera Räume virtuell möbliert oder vermessen werden oder 3D-Modelle von geplanten Bauvorhaben am Grundstück eingeblendet werden.

360°-Fotos, -Rundgänge und -Videos

Die Fotos oder Videos werden mittels Vollsphärenkameras aufgenommen, die bereits unter 200 Euro erhältlich sind. Mit Softwarelösungen können diese Fotos zu einer virtuellen Besichtigungstour verbunden werden, die in Onlineinseraten oder auf der Homepage eingebunden werden können. Darstellungen in 360° unterstützen Suchende dabei, das Angebot einfacher zu sondieren, weil sie ein besseres Raumgefühl und Vorstellungsvermögen vermitteln. Einige Systeme bieten auch die Lösung, die Tour mittels Passwort oder Anmeldesystem zu verschlüsseln.

Künstliche Intelligenz

Exemplarische Anwendungsmöglichkeiten künstlicher Intelligenz in der Immobilienvermarktung sind Chatbots (technische Dialogsysteme, die mit natürlichsprachlichen Fähigkeiten kommunizieren), um z. B. Anfragen/Fragen zu beantworten, ohne einen menschlichen Eingriff notwendig zu machen, oder Sprachassistenten (Siri, Alexa etc.), die bei der Immobiliensuche unterstützen. Wie intensiv solche Systeme genutzt werden, hängt maßgeblich von der Erwartung der Kunden ab.

PropTechs

Die Anzahl der aufpoppenden PropTechs (kurz für Property Technology, also Unternehmen, die digitale Dienstleistungen und Technologien für die Immobilienbranche bieten) ist erstaunlich hoch, und die Varianten sind mannigfaltig. Eine Vielzahl verschwindet aber auch wieder sehr rasch vom Markt. Makler können sie aber intelligent nutzen, indem sie PropTechs einen Teil ihrer Arbeit machen lassen und so insgesamt effizienter werden. Und ja, das kann auch dazu führen, dass Teile der eigentlichen Maklerdienstleistung ersetzt werden und/oder Konsumenten ermöglicht wird, den Verkauf bzw. die Vermietung selbst abzuhandeln. Neben Immobilien­portalen, die seit Jahren nicht aus der Branche wegzudenken sind, verändern Matching-Plattformen, Bewertungs-Portale, Plattformen zur Lead-Generierung und digitale Angebotsverfahren das Tätigkeitsfeld.

Virtual Reality

Um in die Welt der virtuellen Realität (VR) einzutauchen werden spezielle Ausgabegeräte, wie VR-Brillen, verwendet. Mittels solcher Brille und einem Steuerungsgerät ist es möglich, sich durch eine Immobilie zu bewegen, die es in dieser Form noch nicht gibt, da sie erst errichtet (z. B. Bauträger­projekt) oder grundlegend saniert/umgebaut wird. Virtuell bewegt man sich durch die Räume, die oftmals möbliert sind, um ein noch besseres Raumgefühl zu erhalten, und kann auch auf einen Balkon oder die Terrasse gehen und das fertige Gebäude von außen betrachten. VR bietet die Möglichkeit, das Raumgefühl vorstell- und wahrnehmbar zu machen, egal, wo man sich befindet.

Soziale Medien

Wie sinnvoll sie auch immer sind – mehr als die Hälfte der Bevölkerung nutzen regelmäßig Social-Media-Kanäle wie Facebook, YouTube, Instagram oder LinkedIn. Also können diese Kanäle auch für den Immobilien­vertrieb genutzt werden. Die Auswahl der richtigen Plattformen ist abhängig von der eigenen Positionierung am Markt und der damit einhergehenden Zielgruppe. Die interessantesten Inhalte sind die Präsentation neuer Immobilien zur Vermarktung sowie seiner eigenen Dienst­leistung und Expertise und die Verwendung als alternatives Recruiting-Instrument.

Blockchain

Die Blockchain-Technologie ermöglicht es, Transaktionen abzuwickeln, die nicht verändert werden können. Neben der Abwicklung der Bezahlung (auch mittels Kryptowährung) können Verträge über die Blockchain generiert und geschlossen werden, bei denen hinterlegte Klauseln und Regeln automatisch durch die Technologie überprüft werden, oder auch Grundbuchs­angelegenheiten abgewickelt werden. Derzeit noch in den Kinderschuhen, aber Blockchains könnten bald schon eine größere Rolle spielen. Makler sollten sich also mit dem Thema auseinandersetzen.

Webseite

Ohne Web geht gar nichts mehr. Die meisten Suchenden starten ihren Kaufprozess online und kommen rasch auf die Website eines Maklers. Die sollte eine gute Usability haben – alles muss selbsterklärend sein, die Immobiliensuche selbst muss schnell gefunden werden und sämtliche Inhalte kurz und interessant für die Zielgruppe gestaltet sein. Unumgänglich auch folgende zwei Punkte:

  • Responsives Webdesign: Wenn sich die Webseite nicht automatisch an jedes Ausgabegerät anpasst, hat man im mobilen Zeitalter verloren. Responsives Design ist Basis für eine einfache Handhabung der Seite und für längeres Verbleiben auf der Homepage.
  • Suchmaschinenoptimierung: Die beste Webseite bringt nur relevante Ergebnisse, wenn sie auch gefunden wird, und dies vor allem auf Google. Durch die Einbindung von Keywords (die Wörter, die die eigenen Kunden auf Google eingeben, wie zum Beispiel „Haus kaufen Wachau“) auf der Homepage wird diese in der Suchergebnisliste vorgereiht.
ÜBER DIE AUTORIN
Anna Steininger hat ihre Abschlussarbeit an der FHWien der WKW zum Thema „Wie beeinflusst Digitalisierung die Tätigkeit der Immobilienmaklerlnnen?“ geschrieben. Vor ihrem Studium war Steininger selbst Maklerin, nun arbeitet sie als Projektleiterin/Projektentwicklerin bei PRISMA.