Proptechs homemade!

TREND Proptech

Vier österreichische Proptechs, die helfen, gute Immobilien an die richtigen Leute zu bringen.

MAKLER – SERVICE BITTE

Die Immobilienvermittlung muss besser werden. Vielleicht helfen zwei Innovationen aus Österreich dabei. Mit dem einen kann der Immobilienmakler zum One-Stop-Shop für alle Produkte rund ums Zuhause werden, das andere ermöglicht Besichtigungen, wann und wie oft der Interessent es will. Kunden verstehen nicht, warum sie dem Makler Provision zahlen sollen. Das wird sich in den nächsten Jahrzehnten nicht ändern, so sich die Makler nicht verändern. Und das werden sie müssen – allein weil es die Digitalisierung diktiert. Den bevorstehenden Wandel des Makler­berufs haben wir bereits beschrieben. Kurz­fassung: Makler werden gut beraten sein, den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen und nicht die vermittelten Objekte, die Honorare werden kleiner, die Leistung muss transparent gemacht werden und digitale Helferleins sollten dort ­integriert werden, wo sie den Vermarktungs­prozess effizienter machen können. Hier haken die beiden heimischen PropTechs ­Elyfant und ­frimmo – mit komplett unter­schiedlichen Ideen – ein. Mit dem Elyfant-Portal im Rücken kann der Immobilienmakler plötzlich ­viele Services rund ums Wohnen mit­anbieten – sei es eine Finanzierung, Produkte wie Küchen, Haushaltsgeräte, Baustoffe, Fenster, Türen, Umzugsservice usw. Das hilft den Kunden, deren Zeitbudget ohnehin begrenzt ist, es hilft den Unternehmen, die dadurch ihre Leistung oder Produkte an eine Zielgruppe bringen, die sie sonst ausklammern, und es hilft dem Makler, er kann mit einem 360-Grad-­Service punkten und sich so von seinem Mitbewerb ab­heben. Plus: Im Hintergrund von Elyfant läuft ein B2B-Marktplatz, der wie ein MLS-System funktioniert und mit dem der Makler Zusatzeinkommen ­generieren kann: Die Partner legen fest, was sie zu welchen Konditionen anbieten, etwa „Wenn Sie ­unsere Waschmaschine mitanbieten, können Sie Ihrem Kunden 100 Euro Rabatt geben“, oder es kommt zu Provisionszahlungen für den Makler. Dieses Prinzip lässt sich in Elyfant für Produkte und Dienstleistungen rund ums Wohnen anwenden, aber – Achtung! – ­eigentlich auch für Immobilien selbst. Somit werden plötzlich Tippgeber-Provisionen oder echte MLS-Zusammenarbeits­modelle möglich. Einmal angemeldet und die Konditionen definiert, steuert das System den restlichen Prozess recht autonom, es zeigt in einem Cockpit übersichtlich, welche Anfragen und Tasks noch unbearbeitet sind und wo bereits automatisch Geld geflossen ist. Die Objekte können über Schnittstellen zu JustImmo, Edireal, OnOffice, ImmoZ und Immformer kostenlos auf die Plattform eingebracht werden. Für die Zulieferer sind Basiseinträge kostenlos, der Zugang zum Elyfant B2B-­Marktplatz hingegen ist kostenpflichtig.

Besichtigungen, wann man will

Nach einer ersten Testphase stellt frimmo nun seine Idee allen Maklern, Eigentümern und Wohnungssuchenden zur ­Verfügung. Die Gründer Patrick Schmidt und Christian Pirkner haben ein ­digitales Zutrittssystem entwickelt, über das alle Interessenten jederzeit die Wunsch­wohnung besichtigen können – dann, wann sie Zeit haben. Das kann mit oder ohne Makler sein. Die mechanischen Schlösser der Wohnung werden mittels adaptierten Nuki-Schlössern „digitalisiert“, das Smartphone der Interessenten dient als Schlüssel und öffnet sowohl Haus- als auch Wohnungstür. Da ­schreien jetzt alle gleich auf! Vandalisten werden alles verwüsten, Partyexzesse stattfinden, Obdachlose in den Heimen hausen. Die Ängste seien unbegründet, meint ­Patrick Schmidt. Denn erstens weiß man ja, wann wer wie lange in welcher Wohnung war, das Schloss verschließt sich nach Verlassen der Wohnung wieder, zweitens gibt es weitere Kontrollmechanismen wie Feedback-Abfragen nach der Besichtigung, drittens weiß man aus ­anderen Märkten wie Kanada, wo es schon lange sogenannte Locking-­Systeme gibt, dass es sehr selten zu Schäden kommt. Weiters kann man die Wohnung ja nicht ­komplett anonym besichtigen. Entweder der ­Makler selbst lädt einen ­Interessenten zur frimmo-­Besichtigung per Mail ein (und kennt daher die Daten bzw. die Kunden) und sendet ihm den digitalen Schlüssel, oder der Wohnungssuchende registriert sich direkt auf der frimmo-­Website und erhält dadurch Zutritt zu allen frimmo-­fähigen ­Objekten – auch hier ist die Identität des Users klar. Jedenfalls kann sich der Interessent über die App ganz nach Lust und Laune einen Termin zur Besichtigung wählen, Zusatz-Gadgets wie Weg­beschreibung, Exposée gibt es auf der App ebenso.

Kosten

Die Ausstattung einer Wohnung mit der frimmo-Hardware (Smartlock und ­Internet) ist für Eigentümer und Makler derzeit kostenlos. Vergebührt wird lediglich der Versand von digitalen ­Schlüsseln mit 8 Euro pro Verwendung bzw. zumindest 3 digitalen Besichtigungen pro Monat in Form einer Mindestgebühr. Zukünftig könnte für die Erstinstallation einer Wohnung eine Setup Fee anfallen bzw. wird seitens frimmo auch über eine Plattformgebühr für Nutznießer der Statistik nachgedacht, so Firmengründer Patrick Schmidt.

www.frimmo.at
www.elyfant.at


BAUTRÄGER – ENTWICKLUNGSHILFE

Findheim bringt Bauträgern vorqualifizierte Leads, für die erst bezahlt werden muss, wenn die Interessenten wirklich kaufen. Beim Entwickeln des richtigen Produkts hilft Exploreal. Leichter wird es für Bauträger nicht, Grundstücke in Ballungsräumen sind knapp (siehe auch Seite 32), Baukosten steigen, die Auflagen sind kompliziert. Zwei intelligente Ideen aus Österreich könnten ihnen helfen. Zwei in der ­Branche nicht Unbekannte (der um­triebige Alexander Bosak und der Daten­experte Matthias Grosse) haben mit Exploreal eine Software entwickelt, die Bauträgern einen recht umfassenden Marktüberblick liefert.
„Mit der Datenbank lassen sich die wichtigsten Fragen – von der Projekt­akquise über die Projektentwicklung bis hin zur Vermarktung –, für deren Beantwortung ein Unternehmen seriöserweise mehrere Tage Zeit braucht –, mit wenigen Klicks leicht beantworten“, fasst Exploreal-­Geschäftsführer Matthias Grosse die Idee zusammen. So sind beispielsweise aktuelle und zukünftige Projekte auf Bezirks­ebene mit der Software leicht abrufbar. Man erfährt, welche Wohnungen sich zu welchen Preisen am schnellsten verkaufen lassen und wer die Käufer sind, so Grosse. Selbst der Grundkostenanteil, der für jedes Projekt extra ermittelt wird, sei heraus­lesbar. Außerdem würden folgende Fragen beantwortet werden: Welche aktuellen und zukünftigen Wohnbauprojekte sind bzw. kommen auf den Markt? Welche Wohnungen lassen sich an einem Standort am schnellsten verwerten und welche ­finden keinen Absatz? Welche Preise können am jeweiligen Standort erzielt werden und wie hoch liegt die Spanne zwischen Angebotspreis und Verkaufspreis? Die Antworten sind für jeden Projektentwickler wesentlich – und entscheiden über Erfolg oder Misserfolg der Immobilie.

Klasse statt Masse

Apropos – Käufer braucht es am Ende des Tages auch. Wie kommt man zu denen dann? Vielleicht mit der Hilfe von Findheim. Vordergründig ist das eine Such-Plattform, im Hintergrund wartet da aber viel mehr. Während die meisten Plattformen ihr Augenmerk ja auf die Anzahl der Besucher legen, spezialisierte sich Findheim – die komplett neu aufgestellte Nachfolge von zoomsquare – auf ­Qualität. Damit soll der Suchende das besser finden, was er will. Bauträger hingegen profitieren von klar qualifizierten Interessenten. Wie soll das gehen? „Wir erheben durch das Stellen von Fragen mehr und mehr Daten über die User und können so Profile zeichnen, die auch softe Kriterien beinhalten“, erklärt Jürgen ­Leger, Geschäftsführer von Findheim. Diese Profile werden im Hintergrund mit den Objekt­daten gematcht, die passendsten Objekte werden dem User dann transparent in einem individuell erstellten Feed präsentiert. Das Listen der Objekte für Bauträger oder Makler ist ebenso kostenlos wie die Suche. Sobald ein User eine Anfrage zu einem Objekt tätigt, bekommt der jeweilige Verkäufer einen teilanonymisierten Lead zugesandt, wo er erkennen kann, wie gut sein Objekt zu ebendiesem User passt, was dessen Präferenzen sind, in weiterer Folge eventuell auch noch eine Kategorisierung nach Sinus-Milieus und Ähnlichem, heißt es bei Findheim. Möchte der Verkäufer mit dem Wohnungssuchenden in Kontakt treten, kann er diesen Lead per Knopfdruck annehmen und bekommt automatisch sämtliche Daten in seine Maklersoftware eingespielt. Auch hierfür fließt immer noch kein einziger Euro.

Gezahlt wird bei Abschluss

Wie verdient Findheim dann Geld? „Wir sind der Überzeugung, dass wir mithilfe der Vorqualifikation bessere Abschlussraten erzielen können als der Mitbewerb und verrechnen erst dann, wenn ein von uns vermittelter Lead tatsächlich ein Objekt beim Verkäufer ersteht“, so Leger. „Wir bewegen uns dabei dann in einem Bereich ähnlich der Tippgeber­provision. Uns ist bewusst, dass Makler und Bau­träger ihr Geld mit Verkäufen ­verdienen – nicht mit Leads. Wir wollen diesen Prozess als Partner langfristig begleiten, den Erfolg unserer Kunden vergrößern und mit ihnen mitwachsen.“ 

www.exploreal.at
www.findheim.at