Trend Microwohnen

Wohnen auf kleinem Raum – das liegt im Trend. Aber wie gelingt das? Daniel Fuhrhop hat in einem neuen Buch 66 Raumwunder gesammelt.

Platz schaffen und Platz besser ­nutzen – so lautet der rote Faden des neuen Werks von Daniel Fuhrhop, der schon vor Jahren mit seiner Forderung „Verbietet das Bauen“ für Aufsehen gesorgt und für den intelligenten Umgang mit Bestands­immobilien plädiert hat. Dass 50 deutsche Gemeinden jungen Menschen Bargeld zahlen, wenn sie ein altes, leer stehendes Haus kaufen, darüber berichtete ­Fuhrhop schon in der Immobilienwirtschaft vor drei Jahren („Jung kauft alt“, ­Ausgabe 2 | 2015). Ideen wie diese finden sich auch in seinem neuen Buch – und zwar einige. 66 Mini-Kapitel hat er zusammengesammelt, etwa, wie man in der eigenen ­Wohnung mehr Platz schafft, was man mit den Nachbarn teilen kann, welche Modelle es für das Zusammenwohnen unterschiedlicher Gruppen (zum Beispiel Generationen) gibt etc.

Da wären natürlich die neuartigen ­Möbel für kleine Wohnungen: das Bett, das Richtung Decke verschwindet; der Billardtisch der belgischen Firma Fusion­table, der locker einer Familie zum Essen dient; Tische, die zu Sitzen werden; oder ein Bett, das unterhalb ein kleines Fitness­center mit drei Geräten verbirgt. Fuhrhop berichtet über neu interpretierte Einlegerwohnungen und Raum­sonden, Tiny Houses zwischen Bungalow und Camping-Feeling. Erste Wohnjoker werden in Wien bereits gebaut, also „Schalträume“ zwischen zwei ­Wohnungen, die mit simplen baulichen Maßnahmen je nach Bedarf zur einen oder zur anderen Einheit zugeschaltet werden. Solche Joker­zimmer können sich auch im Gang (einer ­größeren Wohnhausanlage) befinden – ein eigenes Reich für Oma oder für den pubertierenden Computernerd.

Selbst große Hersteller wie Bulthaup haben auf den Trend, Platz zu optimieren, reagiert.

Zu dir oder zu mir?

Aber Vorsicht! Fuhrhop nennt in dem Buch viele konkrete Beispiele, Interessierte werden daher recht viel Zeit mit dem Nachsurfen verbringen. Etwa für Bilder der Werbeagentur Heldergroen im niederländischen Haarlem, die sagt: Am Tag arbeiten wir, danach brauchen wir unsere Büroräume ja nicht. Also werden die Tische auf die Seite geschoben und die Agentur wird plötzlich ein Yogastudio. Ähnliche Modelle gibt es schon, wenn der Arbeitsplatz, der nicht genutzt wird – meist über Internet-Plattformen – geteilt wird. Ja, selbst Homeoffice wird schon „geshared“: Bei „Homeoffice away from home“ arbeiten Freunde oder Kollegen für ein paar Stunden gemeinsam. Ein großer Bereich des Buchs ist den verschiedenen WG-Formen/Cluster­­wohnungen/Co-Living gewidmet (­inklusive Senioren-Varianten) und auch dem Thema Nachbarschaft. Oft gibt es auch hilfreiche Tipps für die Praxis – etwa zum Entrümpeln.

Das sizilianische Gangi wurde 2014 zum schönsten Dorf Italiens gewählt. Unkonventionell ist die Aktion der Gemeinde: Sie veschenkt dort Häuser.

Airbnb auf Italienisch

Zwei Inputs aus Italien: Idee Nummer 57 hat eine URL für jene parat, die sich im malerisch gelegenen sizilianischen Ort Gangi ein Haus schenken lassen wollen. Dort stehen so viele Immobilien leer, dass die Gemeinde sie verschenkt – man muss aber 5.000 Euro Kaution zahlen, die verfällt, sollte man nicht innerhalb von drei Jahren beginnen das Haus zu renovieren. Die andere italienische Entdeckung: Leer stehende Häuser oder Wohnungen ­wurden zu Hotels bzw. Alberghi aufgemotzt und sind über eine Vermarktungsplattform im Internet buchbar – ähnlich wie es die Wiener Grätzelhotels gemacht haben, nur viel größer und in ganz Italien. Mehr als 80 Hotels sind durch diese Vernetzung in mitunter fantastischen Zentrumslagen entstanden.

Das Buch: Einfach anders wohnen
Ausufernde Städte, öde Wohnsiedlungen, Vereinsamung – was unsere Städte brauchen, sind intelligente und originelle Formen des Wohnens. Daniel Fuhrhop hat dazu 66 Ideen gesammelt und sie kurzweilig zusammengefasst. Die Produktion des Werks wurde übrigens von oekom crowd, der Crowdpublishing-Plattform des oekom verlags, mit über 2.600 Euro unterstützt.
Daniel Fuhrhop, „Einfach anders wohnen. 66 Raumwunder für ein entspanntes Zuhause, lebendige Nachbarschaft und grüne Städte“, 128 Seiten, Klappenbroschur, ISBN 978-3-96238-016-8, 14,40 Euro. Auch als E-Book erhältlich.

 

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