Rolletts Radar

Chefredakteur Heimo Rollett fasst für die IMMOBILIENWIRTSCHAFT aktuelle Innovationen der Branche zusammen.

Wo habe ich die Brille nochmal hingelegt? Eine Antwort darauf hat die Wand. Jawohl, die Wonderwall, ein Ergebnis der TU München auf die Frage, wie ältere Menschen zuhause unterstützt werden können. Schaut aus wie eine stinknormale Garderobe, kann allerhand Zeugs anzeigen (wie Wetter, Nachrichten und den üblichen Quatsch). Interessant ist aber, dass Biosensoren die Vitalwerte der Bewohner messen und auch Notsignale an den Arzt weiterleiten können. Auch hilfreich: Geht man ohne Schlüssel außer Haus, warnt einen das System. Eine ganz und gar nicht technische Antwort auf die Überalterung kommt zudem aus Japan. Die Supermarktkette Lawson hat sich mit der goldenen Zielgruppe, die man offiziell niemals mit Senioren betiteln darf, beschäftigt, und macht nun Shops, in denen die Gänge so breit sind, dass man mit Rollstuhl und Rollator locker durchkommt, Sitzgelegenheiten zwischen Fertig­suppe und Reis (oder halt sonstwo) bieten ­Möglichkeiten zum Rasten. Schneller geht es da bei Amazon Go zu. Das ist der neue Shop des Handelsriesen, bei dem man sich beim Reingehen einfach mittels Smartphone anmeldet, einpackt, was man braucht (Sensoren und Kameras checken das), und dann wieder rausgeht. Bezahlt wird automatisch mittels App bzw. nachdem man seinen Einkauf bestätigt hat. Personal brauchen solche Filialen kaum bis gar nicht, individuelle Anliegen werden mittels Videochat gelöst. Der Handel wird also immer bunter. Pop-ups, alte Industriehallen werden zu spannenden Flächen, und nun hat die kanadische Kaufhauskette Saks Off 5th ihr Ausverkaufs-Konzept nach ­Europa gebracht. In der ehemaligen Kaufhof-­Filiale in Düsseldorf, über deren Eingang immer noch der Name Horten verewigt ist, kann man jetzt mächtig preisreduzierte Premium- und Designermarken kaufen – mitten in der Stadt. Düssel­dorf ist der erste Schritt, fünf weitere Standorte sollen heuer noch aufsperren. Vielleicht ein Rettungsanker für manch strauchelnde Innenstadt.

Moderne Wechsel­stube: Im Hotel Schani kann man Bitcoins in Euros tauschen.

Halt die Pappe!

Eine ganz andere Herangehensweise ans Hausbauen: Für das Wikkelhouse werden 24 Schichten Pappe um eine Hausform gewickelt und mittels Klebstoff ge­festigt. Am Ende kommt an der äußeren Oberfläche noch eine wetterfeste Folie drauf – und fertig ist das Wikkelhouse. Kommt übrigens aus den Niederlanden von der Firma Fiction Factory und kostet 25.000 Euro. Anders geht das Unternehmen Polycare Research Technology die Sache an, sie baut Häuser aus Wüstensand. Genauer gesagt haben die Deutschen ein Verfahren entwickelt, bei dem Wüstensand mit Polyesterharz versetzt wird und so Polymerbeton entsteht. Bislang konnte der Sand, der vom Wind komplett rund geschliffen ist, mit keinem Zement zusammengehalten werden. Nun soll das Bauen vor allem für Laien in Wüstenregionen deutlich vereinfacht werden.

Faltbare Möbel

Mikroapartments sind ja mittlerweile am Markt akzeptiert, und immer mehr geniale Möbelkonzepte machen das Hausen auf wenigen Quadratmetern immer komfortabler. Expandfurniture etwa hat sich auf wandelbare Möbel spezialisiert. Da wird aus einer Konsole plötzlich ein Esstisch, die Wand wandelt sich zu einem Bett, Tische konvertieren, und die Eckbank faltet sich zur kreisrunden Sitzgelegenheit. Sehenswerte Ideen! (expandfurniture.com). Neues aus der virtuellen Vermarktungswelt: Die Signa hat ein Gassenlokal eingerichtet, in dem man sich mittels Augmented ­Reality von ihr vertriebene Immobilien ansehen kann. Showroom neu interpretiert. Dass das virtuelle Besichtigen schon recht gut klappt, zeigt auch eine Neuerung aus dem Tourismus­bereich. Die ­Marriott-Gruppe hat Promotion-­Kabinen entwickelt, in denen man sich auf Klick in eine Destination „beamen“ lassen kann – Temperatur, Luft, Geruch und Klang werden simuliert. Nicht nur Dschungel und Sandstrand lassen sich so schnell mal virtuell erfahren, auch die Hotelzimmer kann man vorab testen. Dem Bitcoin-Boom trägt das Wiener Hotel Schani Rechnung, indem es den ersten Two-Way-Automaten der Kryptowährung in Betrieb genommen hat. Lustig, ich dachte Wechselstuben sind Geschichte.

 

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