Beim Denkmalschutz ticken wir anders

Erwin Soravia, CEO von Soravia, erklärt, warum ein Wohnturm nicht viel mehr Betriebskosten verursachen muss als ein normaler Bau und warum er den Baustoff Ziegel für unschlagbar hält.

Corestate hat vor Kurzem einen der drei ­Triiiple-Türme erworben. Sind Wohnhoch­häuser die neuen Lieblinge bei Investoren?

ERWIN SORAVIA: Investoren mögen Objekte nicht a priori lieber, weil sie hoch sind. Das ist egal. Weil es sich aber um große Volumina handelt, kommen weniger Käufer infrage. Dadurch wird es auch internationaler.

Und die Nutzer? Wollen die Wiener in Türmen wohnen?

Das ist eine wesentliche Frage. Was ­wollen Käufer so gut wie immer? Ein ­nettes Haus mit freiem Blick, zentral gelegen und trotzdem grün, und die öffentliche Anbindung muss auch gut sein. 98 Prozent dieser Punkte sind beim Hochhaus wie dem ­Triiiple erfüllt. Hinzu kommt, dass es eine komplette Nahversorgung im Haus gibt: Gastronomie, Bar, Supermarkt, Bäcker, Kindergarten etc. Unser Ansatz ist pragmatisch: Alles, was man für den täglichen Bedarf benötigt, kann man direkt im ­Triiiple besorgen – das Ganze funktioniert wie ein Dorf in der Stadt.

Aber wie passt grün und Wolkenkratzer zusammen?

Beim ­Triiiple gibt es durch die Überplattung der Lände über 4.000 Quadratmeter aufwändig begrünte Parkfläche.

Ein Hochhaus hat allerdings höhere Betriebskosten …

Das gilt eigentlich nur für Türme mit Glasfassaden, die haben wir aber weder beim Triiiple noch bei den Danube Flats. Im Gegenteil: Manche Kosten sind wegen der Skalierungseffekte geringer – denken Sie nur an die Gemeinschaftsflächen wie die Eventküche, das Pool am Dach, die Bibliothek, die BBQ-Station und den Concierge-­Service. Die Kosten fallen bei vielen Einheiten so gut wie nicht ins Gewicht.

Wie funktioniert die Abrechnung dieser ­Services?

Man meldet sich an und nutzt es. So einfach. Es gibt keine weitere Gebühr dafür, lediglich die Reinigung muss bezahlt ­werden, zum Beispiel bei der Grillstation.

Soravia hat ja in bester Wiener Innenstadtlage das Projekt Post Palais. Kann man da trotz Denkmalschutz effizient entwickeln?

Und wie! Wir ticken da anders. Die meisten Entwickler scheuen den Denkmal­schutz wie der Teufel das Weihwasser. Wir mögen ihn, den Denkmalschutz, und sehen ihn eigentlich als Wertsteigerung – siehe Sophiensäle, Palais Zollamt Linz, Schloss Neusiedl, Hotel Palais Faber etc. Viele Wohnungen beim Post Palais haben einen Balkon in den außergewöhnlich großen, begrünten Innenhof.

Bei den Preisen darf man aber auch beste Qualität erwarten …

Die Wohnungen im Post Palais sind für das Luxussegment gar nicht abgehoben. Die Preise liegen unter 15.000 Euro pro Quadratmeter. Aber Qualität hat nicht immer mit Kosten zu tun. Ich finde es komisch, dass der Trend immer mehr zum nachhaltigen Lebensmittel geht, während es völlig egal zu sein scheint, welche Baumaterialien verwendet werden. Wir sind überzeugt, dass die Wohnqualität ganz stark von den Baustoffen abhängt. Der Ziegel ist zum Beispiel unschlagbar, wir haben hinsichtlich der Luftfeuchtigkeit und des Ionenhaushalts Messungen durchgeführt, das Schlafverhalten ist signifikant besser in Ziegelbauten. Da ­brauchen Sie keinen Rotwein, um einschlafen zu können.

Etwa beim Projekt in der Triester Straße? Wie sieht denn da die Vorverwertung aus?

Ja, das ist ein Ziegelbau, der komplett begrünt wird. Es ist praktisch die Erweiterung des riesigen Projekts Biotop City, bei dem rund 900 Wohnungen entstehen. Unser Teil besteht aus insgesamt 24.500 Quadratmeter Fläche, auf 9.500 Quadratmeter wird ein großes Unternehmen sein Headquarter beziehen, das ist fix. Auch dass die chinesische Hotelgruppe Plateno auf 4.500 Quadratmeter ein Hotel der Marke „7 days premium“ betreiben wird, ist fixiert. Die restlichen Flächen werden lässige Büro-Lofts – eben mit Ziegel und Fassadenbegrünung.

Wie hoch ist die Beteiligung bei der Hotelkette Ruby?

Wir halten 20 Prozent und sind Mitgründer. Wir nennen das Lean Luxury: Hier bekommen Sie alles, was wichtig ist, auf wirklich hohem Niveau. Was nicht wichtig ist, gibt es nicht. So verzichten wir etwa auf ein Restaurant, ein Spa etc. Die Bar hat aber 24 Stunden offen. Abseits des Betriebs entwickeln wir auch Hotels, in den nächsten 24 Monaten eröffnen wir zehn weitere Häuser in Europa, unter anderem in Duisburg, Mainz, Hamburg, Salzburg und Wien. 

 

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