7 Fragen: Was wurde aus …

1 … dem Vertrauen? Kurzum: Es ist wieder da. Vor allem Immo-bilienwertpapiere hatten es nicht immer leicht in der letzten Zeit. Stichwort Petrikovics, Meinl oder die als konservativ angesehene IVG in Deutschland. Die deutschen Nachbarn nagen derzeit noch am Wölbern-Skandal, von dem immerhin 40.000 Anleger betroffen sind. Selbst die deutschen Offenen Fonds sind noch nicht ab-gewickelt, ihre Objekte werden zu Ramschpreisen verkauft, wie der Berater DTZ feststellt: „Nach Aufschlägen auf den Buchwert von durchschnittlich 7 Prozent im Jahr 2012 wurden 2013 Abschläge in Höhe von 13 Prozent verzeichnet. Mit 20 Prozent fielen die Abschläge im Jahr 2013 in Benelux und Südeuropa am höchsten aus.“ Das macht nicht gerade Mut. Scheint den -heimischen Immo-Anlagegesellschaften aber egal zu sein, sie erreichen fröhliche Werte (der Kurs von S Immo AG und Immofinanz stieg in den letzten zwölf Monaten um fast 10 Prozent, CA Immo und Warimpex schafften um die 14 Prozent) und ein Börsengang der BUWOG (sic!) ist ebenso ein gutes Zeichen.

2 … alten Pop-Up-Stores? Sie poppen für kurze Zeit auf und verschwinden dann wieder: Pop-up-Stores, die den stationären Handel beeinflussen, aber auch als Zwischennutzung spannend sind. Aber halt, da kommt eines zweimal! Das Projekt „Neubau“ hatte in der Wiener Westbahnstraße im letzten Jahr drei Monate lang offen und: „Wir waren von der enormen Resonanz und dem Andrang überwältigt. Der Pop-up-Store hat unsere Erwartungen mehrfach übertroffen“, so Shop-Manager Bernhard Tobola. Jetzt will das Team 2014 das temporäre Geschäft auch wieder von September bis Dezember aufpoppen lassen. Aktuell suchen die Verantwortlichen nach einer neuen Shop-Fläche, in der das Projekt neu aufgelegt werden soll. Verkauft werden im Shop vor allem Produkte und ­Projekte der dritten industriellen Revolution und heimischer Designer. Alle 14 Tage wechseln die Produkte. Fazit: Eine neue Spielart der Pop-up-Stores ist womöglich wie Wimmerl. Sie verschwinden zwar, kommen aber immer wieder … http://www.neubau.me

3 … Samih Sawiris? Der Mann, der mehrere Städte in der Wüste aus dem Nichts errichtet hat und nun selbst betreibt, der Mann, der aus einer der reichsten ägyptischen Familien stammt; der in Andermatt das komplette Dorf neu errichtet und gleich auch die Skigebiete dazu kaufte. Um den wurde es ruhiger, seitdem es in seiner Heimat politisch turbulenter zugeht. Die von Sawiris aufgebauten Destinationen El Gouna und Taba Heights leiden an den ausbleibenden Gästen. Sawiris Unternehmen, die Orascom Development Holding, steckt deswegen seit 2011 in den roten Zahlen. Das Projekt Andermatt gehört mittlerweile zum Großteil Sawiris privat. Trotzdem geht’s weiter. Die Aktivitäten in Montenegro (Lustica Bay, siehe IMMOBILIENWIRTSCHAFT 2/2013) laufen nach Plan, und schon kommt das nächste Mega-Projekt. Muriya heißt das Joint Venture mit dem Tourismus-Entwicklungs-Arm des Staates Oman. Aktuell wird an drei Destinationen gebastelt. Gebaut wird das Übliche: Apartments, Villen, Hotels, Golfplätze, Marinas etc. Allein die Destination Salalah Beach hat eine Landfläche von 15,6 Millionen Quadratmetern und soll 1.150 Immobilieneinheiten umfassen (dazu noch sieben Hotels). Und woher kommen die Gäste? Dafür hat Samih Sawiris abermals privat in die Tasche gegriffen und sich Anfang März mit 25 bis 35 Prozent bei der FTI Group und mit fast 75 Prozent bei der Raiffeisen Touristik beteiligt.

4 … den Paketabholstationen? Andere Frage: Was hat das mit Immobilien zu tun? Genug, denn die kleinen Boxen, an denen Pakete rund um die Uhr in einer Art Schließfach abgeholt werden können, müssen an gut erreichbaren Plätzen stehen, bieten Zusatzgeschäft für dort angesiedelte Unternehmen und sorgen zudem noch für Mieteinkommen. Außerdem beleben sie den Raum. Ihre Zukunft wäre groß – schließlich boomt der Internet-Versand und mit den Postämtern geht es den Bach hinunter. Also: Was wurde aus den Paketabholstationen? Derzeit gibt es 34 in ganz Österreich. Sie gehören der Post AG. Auf unsere Nachfrage erfuhren wir, dass die Post weitere 100 Stationen bis Ende des Jahres plant. Dass inzwischen aber schon ein anderer Anbieter dieses Feld erobern will, lässt die Österreichische Post kalt. Das Unternehmen InPost wird heuer noch in Österreich los­legen, bestätigt deren Business Development Director Tomasz Wnuk. InPost ist eine der am schnellsten wachsenden Firmen, die an der Warschauer Börse gelistet sind. Es hat das größte Netzwerk an Paketabholstationen weltweit (akutell in 17 Ländern), 55.000 Stationen sollen es 2017 sein.

5 … dem FM-Leitfaden für den Betrieb? Vor einem Jahr stellte die FMA Facility Management Austria, klima:aktiv und das Beratungsbüro e7 die „Leitlinien für nachhaltiges Facility ­Management in der Betriebs- und Nutzungs­phase“ vor. Diese sind ein ganz wesentlicher Schritt zur Qualitätssicherung in der Nutzungsphase und können nach wie vor kostenlos auf den Websites der genannten Organisationen heruntergeladen werden. Nie wirklich klar war, ob aus dem Leitfaden eine eigene Zertifizierung entstehen sollte. Daran hat sich bis heute nichts geändert, zu diffus ist das Brancheninteresse an noch einer Zertifizierung, zu unklar die Finanzierung. Anders sieht das offensichtlich die EuroFM. Gemeinsam mit ­lokalen Partnern (in Österreich ist das die REUG – Real Estate User Group) zertifiziert sie seit Anfang April Objektmanager. „Durch dieses Zertifikat wird eine zukünftige Mindest­an­forderung im Bereich Objektmanagement definiert“, erklärt ­Alexander Redlein von der REUG. Die Kosten betragen 500 Euro pro Objektmanager, das Zertifikat gilt drei Jahre lang und verlängert sich automatisch, wenn „einschlägige“ Weiterbildungen von ­insgesamt neun Tagen nachgewiesen werden.http://www.reug.org, http://www.fma.or.at

6 … der Mietkaution? Ende 2011 startete ein cleveres Produkt am österreichischen Markt. Jetzt gibt ­DieMietkaution.at wieder Gas; sie entwickelte ein weiteres Produkt (Mietausfallsgarantie) und plant die Kautionsgarantie auch für den gewerblichen Bereich zu adaptieren. Der Markt nehme die Mietkaution selbst durchaus an, bestätigen Makler und Hausverwalter. Warum auch nicht, es haben ja alle etwas davon: Der Mieter erspart sich Bares und bleibt liquider (zahlt dafür halt eine überschaubare jährliche Prämie), der Vermieter muss nicht um seine Kaution bangen. Seit fast einem Jahr gibt es bei DieMietkaution.at einen neuen Geschäftsführer, Thomas Cimbal. Und seit ­Dezember 2013 kann er eine neues Produkt anpreisen: eine Mietaus­fallsgarantie, mit der sich Eigentümer gegen jegliche Ausfälle – bis zum Betrug oder Mietnomaden – schützen können. Für mehrere Wohnungen kann ein ganzes Paket abgeschlossen werden. Für gewerbliche Flächen gibt es das Produkt vorerst noch nicht. Dafür, so Cimbal, hat sein Unternehmen bereits erste (ausgewählte) Kautionsgarantien mit Gewerblichen abgeschlossen.
http://www.diemietkaution.at

7 … JLL in Österreich? Futsch. Das weltweit agierende Immobilienberatungsunternehmen Jones Lang LaSalle, das neuerdings nur mehr JLL heißt, hat den letzten großen Management-Auftrag in Österreich verloren. Die Verwaltung des Gerngross-Einkaufszentrums in Wien wird seit April von der SES Spar European Shoppingcenters erledigt. Ruft man bei der Telefonnummer von JLL Österreich an, meldet sich das Hotel Bella ­Vienna, die mit JLL überhaupt nichts anfangen können. Ein Anruf in der Zentrale in Deutschland klärt auf: „Ja, wir haben den Auftrag verloren, das hat uns weh getan.“ Und: „Nein, wir haben derzeit gar kein Büro mehr in Österreich.“ Ist nach DTZ nun auch JLL am heimischen Markt gescheitert? Nicht ganz. Denn in der Vermittlung von Investments mischt JLL ordentlich mit. Im vergangenen Jahr war das Unternehmen etwa beim Hilton Vienna Danube Deal beteiligt, das UNIQA Hotel Portfolio mit elf Objekten ging ebenso auf seine Kappe wie die sieben Shoppingcenter, bei ­denen die Allianz mit 50 Prozent eingestiegen ist – Verkäufer dieser Anteile war übrigens die SES.

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